Nach dem Project 5000 steht nun ein neues Abenteuer auf dem Programm: Das Transcontinental Race!
Ich mag Herausforderungen im Leben. So bin ich Jahr 2013 bin ich mit dem Fahrrad ans Nordkap gefahren (Project 5000). Nach 2 Jahren Arbeit habe ich diesen Frühling das Buch über diese Reise veröffentlicht: Wie ich aus Versehen zum Extremsportler wurde. Als ich vom Nordkap zurück kam, habe ich das erste mal vom Transcontinental Race gehört. Da ich zu diesem Zeitpunkt mehr Richtung Triathlon (IronMan) fokkusiert war und kein neues Abenteuer anfangen wollte, liess ich alle Pläne bleiben.
Letzten Sommer fing es an, in mir zu kribbeln. So habe ich mich fürs Transcontinental Race angemeldet – und im Januar die Zusage für einen Startplatz erhalten. Dies ist alles andere als Selbstverständlich, da die Teilnehmer Hand-Selektiert sind.
Was ist das Transcontinental Race?
Das Transcontinental Race ist ein Radrennen von Belgien via Deutschland, Italien, Slowenien und Rumänien nach Griechenland. Die Strecke beträgt etwa 4000 km. Jeder Fahrer fährt komplett für sich alleine, ist selber zuständig für die Routenwahl, für die Verpflegung, für den Schlaf. Externe Hilfe mit einem Begleitfahrzeug (wie es beispielsweise bei der Tortour oder dem Race Across America gemacht wird) ist ausdrücklich verboten. Jeder Athlet ist ein Einzelkämpfer – und genau dies macht das Rennen taktisch unglaublich spannend, da nicht zwingend derjenige mit den dicksten Waden gewinnen muss.
Start
Der Start ist an der “Mur van Geraardsbergen” am 28. Juli 2017 um 22:00. Wer sich nicht weiss, warum diese Strecke “Mauer” genannt wird, soll sich einfach mal das folgende Bild anschauen:
Mit über 20% Steigung (und Gepäck am Rad) geht es los. Da der Start in der Dunkelheit stattfindet wird es das Feld sehr schnell auseinander reissen. Gewisse Fahrer lieben es, in der Nacht zu fahren – andere eher nicht.
Checkpunkt 1 – Deutschland, Schloss Lichtenstein
Der erste Checkpunkt ist nach ein paar Hundert Kilometern das Schloss Lichtenstein in der Nähe von Stuttgart
https://www.instagram.com/p/BSJ2djpg6fn
Die Burg wurde 1390 errichtet und immer wieder vergrössert beziehungsweise restauriert. Ein solches Märchenschloss lässt vergessen, dass man jede Menge Höhenmeter bezwingen muss, um dort anzukommen.
Checkpunkt 2 – Italien, Monte Grappa
Nachdem die Alpen überquert sind, gibt es bei Grappa keinen Schnaps sondern erneut wunderbare Aussicht. Und für eine schöne Aussicht muss man Berge erklimmen. Der Monte Grappa ist aber sicherlich jeden Meter wert:
https://www.instagram.com/p/BSea3yKh9xB/?taken-at=1719838758282519
Das Denkmal selbst wurde 1930 von den Faschisten als Andenken der Opfer vom ersten Weltkrieg errichtet. Auf dem Berg selbst sind fast 25’000 Soldaten beerdigt.
Checkpunkt 3 – Slowakei, High Tatras
Nach einer erneuten Alpenquerung geht es nochmals in die Berge. Das High Tatras ist ein Gebirge, welches sich über Teile der Slowakei und Polen erstreckt. Einerseits ist dies ein Nationalpark andererseits jedoch auch ein Biosphärenreservat der Unesco.
https://www.instagram.com/p/BS_yOZmBeMj/?tagged=hightatras
Das Gebirge zieht sich auf über 2’500 Meter über Meer und hat einige Pässe. Auch da werden die Waden richtig schön gefordert werden.
Checkpunkt 4 – Rumänien, Transfogarascher Hochstrasse
Spätestens jetzt merkt man, das die organisatoren des Transcontinental Races nicht einfach die Flächste mögliche Strecke durch Europa gesucht haben. Die Transfogarascher Hochstrasse ist eine 117 km lange Passstrasse, welche 1970-1974 erbaut wurde.
https://www.instagram.com/p/BTCm5_bjJVn
Die Hochstrasse ist nur 4 Monate pro Jahr befahrbar. Diese mit dem Fahrrad zu erklimmen, ist ein Abenteuer komplett für sich.
Ziellinie – Griechenland, Meteora
Nach etwas mehr als 4000 Kilometern und über 50’000 Höhenmetern (und spätestens 16 Tagen) werden die Athleten in Meteora im warmen Griechenland eintreffen.
https://www.instagram.com/p/BTB0Qu9lFa-
Meteora hat in der Unterhaltungsindustrie viel Bekanntheit: Sei es bei James Bond oder Tim & Struppi. Das UNESCO Weltkulturerbe ist eine Anlage aus 24 Klostern und reicht zurück bis ins 11. Jahrhundert.
Damit man das Abenteuer durchsteht, muss jeder Teilnehmer im Schnitt rund 240 Kilometer und 3000 Höhenmeter zurücklegen.
Warum unsupported?
Es gibt viele verschiedene Radrennen. Solche, welche auf eigens gebauten Strecken gemacht werden (z.B. Bahnrennen), solche, welche in Gruppen auf abgesperrten Strassen gefahren werden (z.B. Paris – Roubaix). Es gibt Rennen, bei welchen jeder einzelne für sich unterwegs ist auf abgesperrten Strassen (z.B. King of the Lake). Dann gibt es noch alle möglichen Kombinationen von dem über mehrere Tage (z.B. Tour de France). Es gibt Jedermann-Rennen in Gruppen mit Begleitfahrzeuge auf öffentlichen Strassen (z.B. Tour de Suisse Challenge) oder Jedermann-Rennen alleine mit Begleitfahrzeugen auf öffentlichen Strassen (z.B. Tortour). Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Die ursprünglichste Form von allen ist ein Sportler ohne Begleitung auf öffentlichen Strassen. Es fordert weit mehr als nur gute Beine. Klar muss der Athlet wissen, wann er sicher ernähren muss und wie er sich psychisch bei Laune hält. Jedoch muss er auch wissen, wie er navigiert, wo man übernachtet, wie man das Material unterhält. Man muss die lokalen Gegebenheiten kennen – dass man z.B. in Frankreich nachts mit einer Leuchtweste fahren muss und Ohrenstöpsel auf dem Rad verboten sind.
Josh Ibbett hat mal zusammengestellt, wie das so aussehen kann, wenn man so unterwegs ist:
Die Komplexität für jeden Teilnehmer ist ungemein höher, wenn man ganz alleine unterwegs ist. Es geht um Gefahren durch Natur, Ermüdung oder Materialschäden. Es geht um Verwantwortung und gesunden Respekt – um gegebenenfalls auch die Notbremse ziehen zu können. Jeder einzelne Teilnehmer wird zwei Schritte aus seiner Komfort-Zone machen müssen, um nach Meteora zu kommen, um alle Herausforderungen zu meistern – und genau dies macht für mich den Reiz aus.
Wer nicht genau weiss, was ich meine, soll einfach mal sich die Bilder vom letztjährigen Transcontinental Race anschauen:
Mike Hall
Mike Hall ist einer der besten Langdistanz-Radfahrer der Welt. Er gewann mehrere Langdistanz-Rennen, so beispielsweise die World Cycle Race (29’000 Kilometer in 91 Tagen), die Tour Divide (4400 Kilometer in 13 Tagen) sowie die TransAm Bicycle Tour (6’800 km in 17 Tagen). Im März 2017 kämpfte er am 5’500-Km-Indian Pacific Wheel Race quer durch Australien um den Sieg. Wenige hundert Kilometer vor dem Ziel kam er bei einer Kollision mit einem Auto ums Leben.
Wer jetzt denkt, dass es nur wenige sind, welche sich mit dem Sport auf dem Niveau beschäftigen, sollten sich mal das folgende Bild anschauen. Es zeigt ein Bild von einem Memory Ride zu Ehren von Mike in Sydney. Solche “Tribute Rides” fanden global in allen grösseren Stätten statt
Nebstdem dass Mike für viele Radfahrer ein Vorbild war – sei es sportlich oder menschlich – war er auch Hauptsorganisator vom Transcontinental Race. Aus diesem Grund stehen momentan sehr viele Fragezeichen im Raum, ob das Rennen 2017 überhaupt durchgeführt wird. Für mich ist jedoch klar, dass ich am 28. Juli um 22:00 in Geraardsbergen stehen werde und das Abenteuer in Angriff nehmen werde. Mike war für mich als Radfahrer eine Inspiration und hat mit dieser Route eine traumhaft schöne rote Linie durch Europa gelegt. Es wäre schade, diese nicht zu verfolgen.
Viva con Agua
Sauberes Trinkwasser ist die Grundlage von allem Leben. Leider haben nicht alle Menschen Zugang dazu. Aus diesem Grund habe ich beim Project 5000 Spenden für Viva con Agua gesammelt, um mehr Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Einen Teil der Einnahmen meines Buches “Wie ich aus Versehen Extremsportler wurde” kommt ebenfalls Viva con Agua zu Gute. Falls jemand eine coole Idee hat, wie ich mit der Teilnahme am Transcontinental Race gleichzeitig Spenden generieren kann, nehmt bitte mit mir Kontakt auf.