In der Bibel steht geschrieben, dass man am siebten Tag ruhen soll. Dies hab ich auch gemacht – nachdem ich 180 km von Hamburg nach Flensburg gefahren bin 🙂
Gestern gab es noch ein sehr lustiges Grillen mit Viva con Agua Hamburg, doch ich musste schon früh in die Federn. Und es hat sich gelohnt: So fit wie heut morgen habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt: keinen Muskelkater und scheinbar vollständig erholt. Genau so muss es sein. Also schwang ich mich aufs Rad und griff die heutige Etappe an. Als erstes erwarteten mich etwa 10 Kilometer Kopfsteinpflaster. Schön weichgeschüttelt, erwarteten mich 100 zuckersüsse Kilometer: perfektes Wetter (windstill bei 19-20 Grad mit Sonnenschein) und grandiose Strassen. So konnte ich den Puls runterfahren und im Stand-by-Modus pedalieren. Gleich mehrere Male habe ich es geschafft, die 40 km/h-Limite zu knacken, ohne dass der Puls über 80 stieg! Sehr schön.
Seit gestern habe ich eine Mitfahrerin. Sie ist ein Osmanischer Leuchtend Gelber Angorahase. Kurz OLGA. Schon früh hat sie gemerkt, dass sie zu grösserem gemacht ist, als ihren Dienst an einem Kinderlenker zu verrichten. So ging sie in einen dreiwöchigen Intensivkurs für temposüchgige Lenkerfiguren auf Cape Canaveral und wurde mit dem US-Verdienstkreuz für überirdische Fähigkeiten ausgezeichnet. Weil ihre Vorfahren mit Fledermäusen verwandt sind, liebt OLGA es, kopfüber am Fahrradlenker zu schweben. In Kombination mit hohen Geschwindigkeiten ist das genau ihr Ding. Ihr fröhlich, aber doch sehr bestimmtes Quietschen hat Fussgängern und Radfahrern schon das eine oder andere Lächeln ins Gesicht gezaubert. So bin ich stolz, OLGA beim Project 5000 an bord zu haben und freue mich auf die gemeinsame Zeit mit ihr 🙂
Etwa bei Kilometer 120 erblickte ich einen Rennradfahrer vor mir. Da ich mich auf den vergangenen 1049 Kilometer bereits 3 mal überholen haben lassen musste (1x in Basel, 1x in Frankfurt und 1x in Hamburg), zuckte es ziemlich in den Waden. Auch wenn er mich nicht überholt hatte, war sein eher gemächliches Tempo eine klare Aufforderung zu einem kleinen Duell. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass ich bei einem solcher “Mann-gegen-Mann”-Situation zum Kind werde und hirnlos alles jage, was nicht niet- und nagelfest ist 🙂 Die äusserst spassige Verfolgungsjagd zog sich über mehrere Kilometer hin und kurz bevor ich ihn überholt habe, sah ich was, was ich (noch) nicht erwartet hätte: das Meer! Ich war so überrascht von dem Anblick, dass ich ihn habe ziehen lassen und genoss einfach mal die Fahrt der Bucht entlang.
Die Fahrt zog sich noch etwa 60 Kilometer weiter über impossant hohe Brücken, unter welchen ganze Ozeandampfer hindurchfuhren und weite Flächen bis hin nach Flensburg. Oft kreisten Möven über meinem Kopf. Auch wenn ich das Meer am Tag nur zweimal sah, wusste ich doch, dass es nie weit weg war. In Flensburg angekommen, genoss ich erstmal einfach den Anblick und die salzige Geruch vom Meer. Einfach herrlich.
Tag 7: Hamburg – Flensburg