Der heutige Tag bot allerlei Überraschungen: autobahnähnliche Radwege, zutrauliche Eichhörnchen und erste Erfahrungen mit Schweden
Gestern abend habe ich meinen Boardcomputer ein wenig umgestellt. Nun habe ich noch viel mehr (nutzlose) Infos stets im Überblick. So zum Beispiel die aktuelle Neigung der Strecke in Prozent, die Zeit des Sonnenuntergangs und die aktuelle Höhe über Meer. Als Navigationsfeature habe ich neu die Zeit bis zur nächsten Anweisung auf dem Display. Wenn ich also in 2 Minuten auf eine andere Strasse einbiegen muss, steht da 2:00. Ein paar Kilometer nach der Abfahrt stand 1:05, doch die Zeit zählte nicht runter. Ich fuhr auch immer konstant schnell. Irgendwann realisierte ich, dass die nächste Anweisung in einer Stunde und fünf Minuten folgt! Bis dahin keine Kreuzung, kein Kreisel nix. Und dies auf Radwegen erster Klasse. Nein, das waren keine Radwege, das waren ausgewachsene Rennstrecken! Sehr schön. Einfach ein wenig die Natur geniessen und pedalen. Und ich war nicht der einzige der dies tat: unzählige perfekt ausgerüstete Rennradfahrer mit Hochprofilfelgen und Zeitfahrhelmen begegneten mir. Überholt hat mich keiner 🙂
Und irgendwann entdeckte ich am Horizont etwas auf der Strasse. Ich konnte es nicht genau einschätzen, doch es sah wie ein Plastiksack aus. Als ich näher kam, sah ich, was es tatsächlich ist: ein Eichhörnchen. Tiere jeglicher Art hab ich schon einige angetroffen, doch was dieses so speziell machte, war, dass es sich nicht im geringsten um mich schert. Ich war weniger als ein Meter von ihm weg und es musterte mich ganz gemütlich, als wäre es das normalste auf der Welt, in Griffnähe zu sein. Als ich die Kamera zückte, erschrak es jedoch und machte sich aus dem Staub auf den nächsten Baum. Schade, doch trotzdem ein sehr interessantes Erlebnis.
Die Reise führte mich via Roskilde, wo ich einen kurzen Stopp machte, weiter an die Küste Seelands. Um ans Festland zu kommen, musste ich wiederum auf die Fähre. Und so hiess es schon Abschied nehmen von Dänemark. Nun folgt Schweden. Es ist höchstwahrscheinlich das Land, an dem das Projekt 5000 steht und fällt. Dementsprechend ist die Anspannung an die bevorstehenden Tage sehr hoch. Und was “velotechnisch” in Dänemark abging, wird ziemlich sicher alles andere in Schatten stellen.
Aber zuerst muss ich ja mal ins Hotel. Also gings raus aus der Fähre, rollend durch den Zoll und kaum ein paar hundert Meter weiter “pfffffffffff”. “Welcome to Sweden”, dachte ich mir. Der erste Schritt auf schwedischem Boden war wegen einer Reifenpanne! Das konnte ja heiter werden. Da ich nur die Handpumpe dabei hatte und es mich ein wenig angurkte, 8 Bar von Hand in den Schlauch zu drücken, machte ich mich auf die Suche nach einer Tankstelle oder einem Veloladen. Kaum 5 Minuten gelaufen, sah ich einen Mann sein Fahrrad pumpen. Nicht mit seiner Pumpe, sondern mit einer öffentlichen! Hell yeah!!! Da gibt es offizielle Pumpstationen der Stadt zur Förderung von Radfahrern. Geil! Ich sage dem Bürgermeister danke und weiss eines: Schweden ist cool und hat bei mir definitiv schon einen Pluspunkt.
Tag 9: Korsør – Helsingborg