248 Kilometer in exakt 10 Stunden. Und dies mit einem 7 Kilogramm schweren Rucksack. Das war mal ein anstrengender Tag.
Der Morgen fing so an, wie er aufgehört hatte: Mit Regen. Und ab und zu donnerte es gewaltig. Da ich den Tipp bekommen habe, dass sich das Wetter bald bessert, habe ich meine Abfahrt ein wenig verzögert. Nicht zuletzt, da die Blitze teilweise ein wenig näher einschlugen, als mir lieb war. Wie nah, sah ich nach der Abfahrt, als das Nachbarhaus (ca 1 km entfernt) von einem Blitz getroffen und bis auf die Grundmauern niederbrannte. So kämpfte ich mich durch den Regen.
Mit meinem Regenoutfit kam ich einiges langsamer vorwärts als ohne. Wechselnde Winde verlangsamten die Fahrt. So pflügte ich mit einer gefühlten Aerodynamik einer Telefonkabine meinen Weg durch Wind und Wetter – mit etwa 18-20 km/h. Nach knapp 50 Kilometern hörte der Regen auf und ich konnte mich endlich meine Regensachen wieder im Rucksack verstauen. Es war Mittag und ich hatte noch nicht einmal einen Viertel der Strecke geschafft. Wenn ich Stockholm noch vor der Nacht erreichen wollte, gab es nur eines: ‘Gring ache u faare’. So wurde lediglich nur noch für die Aufnahme von Trinkwasser angehalten und sonst durchgefahren. Deshalb gibt es heute auch fast keine Fotos. Trotzdem war es nicht gerade einfach, sich in dieser Lage für die Monster-Strecke noch zu motivieren. Als ich jedoch daran dachte, dass ihr aktuell alle in Büros sitzt, ging es mir schon einiges leichter 🙂
Ich wusste, dass ich morgen einen Tag ‘frei’ habe. Und zudem spürte ich, dass mein Körper eine ungeahnte Regenerationsfähigkeit entwickelt hat. Deshalb entschloss ich mich, tendenziell schneller zu fahren, als normal – und dies, obwohl ich aufgrund der kühlen Temperaturen (am Morgen war es knapp 13 Grad) mehr Gepäck dabei hatte. Wie schnell ich untwegs war, merkte ich, als ich etwa nach 180 Kilomter von einem Triatlethen überholt wurde, der gerade Windschattenfahrtraining hinter einem Auto machte. Ich versuchte dran zu bleiben, aber Tempis jenseits der 50er Marke lagen für mich nicht mehr drin. Ein paar Kilometer weiter, stand er ausgepumpt mit seinem Trainer am Strassenrand. Ich hielt kurz an und er meinte, dass ich mit dem Rucksack ein ziemlich hohes Tempo (35-40) drauf hatte. Als ich ihm dann erklärte, dass ich schon 180 km in den Beinen hatte und am Vortag über 200, staunte er nicht schlecht. Dies gab mir einen riesigen Motivationsschub.
Als ich Stockholm näher kam, merkte ich, dass der Akku des GPS sich langsam dem Ende neigte. Ich hatte zwar ein Ersatzakku dabei, aber wollte den nicht mehr aus dem Rucksack kramen. Also gab es nur eines: noch schneller trampen. Dies brachte mich in den berühmten ‘Flow’ und setzte ungeahnte Kräfte frei. So flog ich die letzten 10 Kilometer förmlich dem Hotel entgegen. Wie schnell ich tatsächlich unterwegs war, merkte ich, als ich mit 50 km/h paralell zu einem Autofahrer fuhr. Er liess die Scheiben runter und meinte nur, dass ich ziemlich zügig unterwegs sei. Nach einem kurzen Blick aufs Display sagte ich ihm, dass ich bereits ein paar Kilometer in den Beinen hatte und einfach nur ins Hotel will. Da meinte er nur: “You made 240k today and are still riding with this speed. Are you f*ing kidding me?”.
Erschöpft, aber komplett glücklich erreichte ich dann noch vor Sonnenuntergang das Hotel. Dann galt es erstmals die ganzen Kohlenhydrate nachzufüllen, die ich verbrutzelt hatte 🙂
Tag 12: Linköping – Stockholm