Nachdem ich gestern eigentlich einen Ruhetag hatte, gings heute ans Polarmeer. Und es wurde seinem Namen absolut gerecht.
Gestern war ein Tag Pause. Stand eigentlich auf dem Programm. Eigentlich. Da “Pause” nicht in mein Vokabular passt, hielt ich gestern auf in biologischen Forschungsstation inmitten der Tundra (wo übrigens vor 3 Jahren der Grundstein zum Projekt gelegt wurde) ein Referat über das Projekt 5000. Es ging dabei nicht nur um die Anreise sondern auch darum, das Ganze aus einer ökonomischen Sicht zu betrachten. Die 25 Studentinnen und Studenten aus Russland, Finnland und den USA freuten sich über diesen exklusiven ‘Insight’. (Einen Tipp für alle Studenten, die mal was richtig cooles machen möchten: schaut mal auf http://escapes.hse.ru rein, da hats richtig gute Seminare). Am Abend stiegen wir noch spontan auf einen Berg und genossen den Ausblick in die endlosen Weiten der Tundra.
Heute morgen gabs eine kleine Extraschleife von 10 Kilometern, da ich noch kurz zur Post musste. Anschliessend ging es bei frischen 11 Grad an die Grenze von Finnland und Norwegen. Es war als wollte mich Finnland mit seinem Charme verabschieden. So begegneten mir insgesamt 16 (!) Rentiere innerhalb nur weniger Kilometer.
Nach dem Überqueren der Grenze gings vom “Hochalpinen” runter ans Polarmeer. Noch bevor ich die Küste erreichte, sah ich eine immense Regenwand von Hinten auf mich zukommen. Da gab es nur eines: “chli guzzi gä”. Und so begann ein Rennen David gegen Goliath. Oder besser gesagt Simon gegen Petrus. Und diese Regenwand kam immer näher. Auf den Strassen, die von Schneemobilen tiefe Kerben aufweisen, konnte man nicht einfach so runterdonnern, wie man es villeicht von zuhause gewohnt ist. Es wurde langsam aber sicher ein wenig feucht. Damit der Rucksack bequem am Rücken anliegt, waren meine Regenkleider eher unten. Angesichts der riesigen Wasserwand wusste ich, dass ich es niemals schaffen würde, mich noch rechtzeitig umzuziehen. So ging es etwa eine halbe Stunde immer hin und her, bis ich dann endlich genügend Distanz hatte.
Am Polarmeer wurde es wärmer – bis zu 20 Grad (immerhin). So ging es entlang der Küste nordwärts dem Fjord entlang. Fjorde sind fies. Nicht gemein sondern richtig fies. Auch wenn die Ortschaft in Sichtweite ist, kann es gut mal sein, dass hinter dem nächsten Haus ein kleineres Nebenfjord auftaucht, welches mal eben kurz 80 Kilometer bedeutet. Obwohl die Strecke einkalkuliert ist, ist es deprimierend, wenn man eigentlich nur mal kurz ‘da rüber’ müsste, zuerst aber noch einen ganzen Arm des Fjordes zurücklegen muss. So hiess es, sich ein wenig ablenken, was angesichts der absolut fantastischen Natur nicht soo schwierig war: Gletscher, die fast bis ins Meer runter reichen, kitschblaues (aber arschkaltes) Wasser und malerische Dörfchen.
Da die Fjorde relativ übersichtlich sind, sah ich schon den ganzen Tag auf der anden Seite des Fjords (welche ich nächste Woche dann befahre) eine Mischung zwischen Regen und Schneefall. Und das auf einer Breite von geschätzten 30 Kilometern. Als diese dann näher kam, gewann dann mal Petrus. 1:1 – morgen gibts die Rückrunde 🙂 Also Regenzeugs raus und weiterfahren. Die Temperaturen fielen auf ungemütliche 8 Grad. So war ich froh, dass die Fahrt nur noch zwei Stunden in diesem Stil weiterging, bis ich das Hotel (und vor allem die warme Dusche) erreichte.
Tag 22: Kilpisjärvi – Storslett