Nach 7 Wochen Zwangspause standen in Österreich 47 km Einzelzeitfahren auf dem Programm. Simon gegen 580 andere – und vor allem gegen sich selbst.
King of the Lake – wer das Rennen nicht kennt, verpasst was. Es sind 47 km rund um den Attersee in Österreich zu fahren. Mehrheitlich flach und komplett gesperrt. Jeder gegen den inneren Schweinehund. So heisst die Devise. Bei der Streckenbesichtigung am Vortag merkte ich rasch, dass mir die 7 Wochen Zwangspause durch den Bänderriss konditionell einen Strich durch die Rechnung machten. Daher liess ich es eher locker angehen. Die letzten rund 25 km der Strecke waren einiges hügeliger als ich es mir vorgestellt hatte. So ging ich mit einem eher unguten Gefühl ins Bett.
Am nächsten Morgen fühlte ich die Anstrengung vom Vortag. Mein Körper ist es sich nicht mehr gewohnt, schnell zu regenerieren. So hatte ich ein sehr mulmiges Gefühl, was das Rennen angeht. Als kurze Auflockerung fuhren wir noch etwa 30 Kilometer nach dem Frühstück.
Diese Auflockerung hat definitiv gut getan und so machte ich mich an die Rennvorbereitung. Nachdem alle Sticker an Fahrrad und Helm montiert waren, überprüfte ich noch das ganze restliche Material, ob es renntauglich ist. Schliesslich möchte ich nicht 500 km fahren um dann mit einem platten Reifen dazustehen.
Seit der Tour de Suisse Challenge hatte ich immer wieder Probleme mit meinen Specialized Schuhen. Der Verschluss öffnete sich immer wieder. So kam es mir ganz gelegen, dass BOA dort einen Stand hatte, wo ich einerseits gratis meine Schuhe reparieren und andererseits farblich aufpimpen konnte. So habe ich nun schwarz-blaue Schuhe, welche richtig cool aussehen.
Die Uhr tickte und so machte ich mich an die Startlinie. Exakt um 16:08 und 30 Sekunden hiess es “Los” und ich brauste los. Nach der ersten Kurve standen 45 km/h auf dem Tacho. Da das Rennen 47 km dauerte, versuchte ich die Kräfte einzuteilen und Tempo rauszunehmen. Die Strecke ist genial: viele lange Kurven und keine Autos. So wurde es nie langweilig. Nach knapp 10 Minuten überholte ich den Fahrer, der vor mir gestartet ist, nach weiteren 10 der nächste.
Nach 20 Kilometern hatte ich eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 42.3 km/h drauf – da die zweite Hälfte hügeliger wurde, wusste ich, dass ich dieses Tempo brauche, um den 40er Schnitt zu knacken. Nach knapp 25 Kilometer folgte ein Anstieg von rund 2 Kilometern. Langsam aber kontinuierlich ging es in die Höhe und ich überholte bergauf etwa 4 oder 5 Fahrer. Das machte richtig Spass. Oben angekommen brannten die Beine und ich freute mich auf die Abfahrt, auf welcher ich bis 67 km/h fuhr – innerorts 🙂 .
Die nächsten 6 Kilometer konnte ich mit einem 43 km/h Schnitt fahren, doch wusste ich, dass der harte Schlussteil noch vor mir lag. Also versuchte ich so gut wie möglich Kräfte zu sparen. Es waren rund 35 km gefahren und die Beine wurden müde. Jeder Tritt schmerzte und der Puls raste.
Auf den letzten Kilometern wartete noch ein richtig richtig giftiger Aufstieg auf mich. Bei jeder Ortstafel suchte ich das Schild doch es kam nicht. Erst nach geschlagenen 43 Kilometern war es soweit: die Rampe mit 18.4%. Ich mobilisierte alle Kräfte und quälte mich nach oben, um möglichst wenige Sekunden zu verlieren. Mit durchschnittlich 569 Watt (!) drückte ich in die Pedalen.
Mein Körper war am Ende, die Muskeln in den Beinen begannen zu krampfen und der Nacken hatte auch langsam genug. Nach einem weiteren quälenden Aufstieg erblickte ich die Ortstafel und das Hotel. Da wusste ich, dass es nicht mehr weit war. Ich hörte den Speaker und sah die Ziellinie. Aus, Ende, Vorbei. Als ich angehalten hatte, zitterte ich am ganzen Körper. Ich musste mich konzentrieren, dass ich mein Becher nicht ausschüttete. Aber es hat Spass gemacht, den 40er Schnitt auf einer solchen Strecke zu knacken – und dies nach 7 Wochen Trainingspause!
Disziplin | Einzelzeitfahren |
Distanz | 47.4 km |
Offizielle Zeit | 1:10:39,45 (40.25 km/h) |
Rang Kategorie / von | 32 / 58 (55/100) |
Rang Overall / von | 87 / 290 (30/100) |
Kategorie | Männer U40 |