Lokalo24.de – Zwei Räder, eine Herausforderung

Die anvisierte Zielzeit packt er locker: Überraschend pünktlich um 18 Uhr biegt Simon Infanger am Mittwoch von der Erzberger Straße in den Hof des Schillerquartiers ein, wo ihn kostenlos Kost und Logis erwartet. Gerade hat er Etappe vier des „Abenteuers meines Lebens abgespult“. In Gießen gestartet, verbrachte er den Tag im Sattel seines Rennrades. Und möchte jetzt vor allem eins: „Erstmal unter die Dusche.“

Ausgiebig abgebraust und erstaunlich fit – von Sonnenbrand und ersten Blasen abgesehen – berichtet er über sein „Project 5000“, das ihn auf dem Weg von Luzern zum Nordkap durch die Nordhessenmetropole führt. Eine Urlaubsidee habe er gesucht – herauskamen 5000 Kilometer, 28 Tage Fahrzeit und vierRuhetage – auf zwei Rädern, nur mit Muskelkraft: eine echte Herausforderung! Um die anvisierte 170 Kilometer Strecke am Tag durchzuhalten, begann der 25Jährige vor gut einem Jahr mit dem Training, spulte 12.198 Kilometer in 624 Trainingseinheiten herunter und absolvierte 110.389 Höhenmeter.

Im April ist Infanger als Test von Luzern nach Paris gefahren. Schnee, Regen und Kälte konnten ihn nicht davon abhalten, gut 715 Kilometer in 3,5 Tagen zurückzulegen. Er ist zuversichtlich, dass die Reise ans Nordkap gelingen wird. Körperlich gehe es ihm gut. „Die mentale Belastung, jeden Tag so viele Stunden alleine auf dem Rad zu verbringen ist jedoch nicht zu unterschätzen“, sagt er nach den ersten Etappen. Als kleinen PsychoTrick zeigt sein Radcoumputer ihm auch nie die volle Tages Distanz. „Das habe ich in 30 Kilometer Happen gestückelt – sonst ist das Gefühl nicht voranzukommen doch sehr
deprimierend“, erkärt Infanger.

Eine weitere Herausforderung neben dem Bewältigen der Strecke: Die Logistik. Während seiner Fahrt nach Paris wurde Simon Infanger bewusst, dass es anstrengend ist, all sein Gepäck auf dem Velo zu transportieren. Deshalb hat er sich ein ausgeklügeltes PäckchenSystem überlegt: In Zusammenarbeit mit einem Logistikdienstleister lässt er sich nun das Benötigte jeweils an die angepeilten Orte liefern. Insgesamt fünf solcher Pakete sind zwischen Schweiz, Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen mit ihm unterwegs. Am Rad hingegen nur das Nötigste. Vor allem: Wasser. Zehn Liter muss er etwa jeden Tag trinken. Anderthalb fassen seine Trinkflaschen. Da wurde es am schon knapp, als die Läden in kleinen Ortschaften geschlossen hatten – „mit hängender Zunge kam ich an einem Garten vorbei, wo ein nettes Ehepaar mich meine Flaschen auffüllen ließ.“
Schon früh auf seinem AbenteuerTrip lernte er, dass sein Partner, für den er Spenden sammelt, mit „Viva con Aqua“ klug gewählt war. „Für mein Vorhaben benötige ich durchgehend sauberes Trinkwasser, es ist quasi mein Benzin. Da der Zugang zu Trinkwasser in Entwicklungsländern oftmals noch nicht genügend vorhanden ist, möchte ich mit dem Projekt darauf aufmerksam machen und Spenden sammeln.“ 5000 Franken (etwa 4000 Euro) möchte er am Ziel am Nordkap gesammelt haben – da traf es sich gut, dass neben dem Schillerquartier auch der benachbarte „CitySnack“ sich großzügig gab und den Radler zum Essen einlud.

Am Donnerstag startete Simon Infanger direkt nach dem Frühstück. Die TagesEtappe nach Hannover ist für ihn eher ein Klacks. „Hart wird es im Norden. Da werde ich 200 Kilometer ohne Ortschaften dazwischen bewältigen müssen“, sagt er. Hörbücher sollen dann helfen, dass in der Einöde keine Langeweile aufkommt.

 

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