Eigentlich wollte ich das Weekend mal nicht auf das Velo steigen. Doch das Wetter war zu schön, um den Tag nicht voll sportlich auszukosten.
Nachdem ich von Sonnenschein geweckt wurde, machte ich mich auf die Suche nach einer geeigneten Route. Die bergige Landschaft der Innerschweiz schränkte mich bei der Suche ein wenig ein – ich bin nicht so der “Bergkraxler”. Also ging die Reise nach Norden: Einmal um den Zürichsee und wieder retour. So war der Plan. War…
Die erste Teil der Strecke nach Zug kenne ich in- und auswendig. Dies ist mein Arbeitsweg. Da ich etwa 150 km auf dem Plan hatte, musste ich mich ein wenig zurückhalten, nicht allzu fest in die Pedalen zu treten. Da seit neuesetem ein Velocomputer (Garmin Edge 810) an Bord ist, hatte ich sämtliche Daten (Puls, Geschwindigkeit, Trittfrequenz…) stets im Blick, was mir sehr half, meine Kräfte einzuteilen.
In Zug stieg die Strasse dann über mehrere Kilometer um rund 400 Höhenmeter an. Nach einer kurzen Abfahrt folgte ein erneuter, noch steilerer Aufstieg. Ich musste mich stark zurückhalten, diesen nicht “hochzureissen” – eine Taktik, die sich auszahlt, wie sich später zeigte. Nach dem Überwinden des Hochplateaus wurde ich mit einem schönen Ausblick über den Zürichsee belohnt (siehe auch Bild oben).
Es folgte eine lange Abfahrt an die Ufer des Zürichsees. Tempis nah an der 80 km/h-Grenze liessen meine Herzfrequenz in die Höhe schnellen. In Pfäffikon spielte ich kurz mit dem Gedanken, den Nachmittag im Alpamare zu verbringen – ich hatte jedoch mein Badzeug nicht dabei. Besser hätte ich mich da auf die Strasse geachtet, als mich mit Gedankenspielen rumgetrieben. So verpasste ich den Damm nach Rapperswil und fuhr weiter am südlichen Ufer des Zürichsees. Irgendwann machte dies mich stutzig, da ich die Gegend nicht kannte – und zuvor auch schon die Überfahrt benutzt habe. Also vertraute ich ausnahmsweise mal dem GPS, welches mich stets zum “bitte wenden” aufforderte und fand tatsächlich den Damm *schäm*. Nach der kurzen Seeüberquerung war dann in Rapperswil nach gut 80 Kilometern mal eine kurze Pause angesagt.
Nach einer kurzen Verpflegung ging die Reise entlang des Südufers des Zürichsee nach Nordwesten. Entlang unzähliger Baustellen führte die Flache Strasse stets dem Ufer entlang. Ich war erstaunt, wie viele Rennvelofahrer in dieser Gegend unterwegs sind. Nach dem passieren der Goldküste wurde die Gegend langsam aber sicher stättischer und Zürich wartete darauf, durchquert zu werden.
Nachdem der Ampelmarathon geschafft war, konnte ich schon bald wieder regelmässiger in die Pedalen treten und verliess Zürich beim Sihlcenter in die Richtung Sihltal. Dies ist ebenfalls eine Gegend, welche ich sehr gut kenne und auch ab und zu für Trainings nutze. Doch auch hier musste ich mich wieder zurückhalten, um nicht allzu viel Energie zu verbrauchen. Also entschloss ich mich in Langnau ZH dazu, einen kurzen Rast zu machen, um meine restlichen Sandwiches und Bananen zu verdrücken.
Der kleine Aufstieg durchs Sihltal erscheint mir von Mal zu Mal kürzer und so führte mich die Strasse nach Zug. Dort merkte ich, dass ich erst 130 Kilometer auf dem Tacho hatte, jedoch noch viel Energie in meinen Beinen vorhanden war. Wenn schon, denn schon, dachte ich mir und entschied mich spontan dazu, den Zugersee auch noch zu umrunden. Also schlug ich den Weg via Walchwil nach Arth ein und dann hoch nach Immensee. Langsam wurde es bereits dunkel – ich war auch schon über 7 Stunden unterwegs – und es wurde Zeit, meine Fahrradbeleuchtung einzuschalten sowie meine Sonnenbrille gegen eine Klarsichtbrille einzutauschen. Der Weg zurück am Ufer des Vierwaldstättersees nach Luzern war mir bestens bekannt – auch diesen mache ich ab und zu als spontane Runde nach der Arbeit.
In Luzern angekommen standen rund 170 Kilometer auf dem Display. Für mich war dies nicht genug. Also entschloss ich mich, mittels einer kleinen Zusatzschleife aufzurunden und zu schauen, wie viel Energie nach insgesamt 8 Stunden noch wirklich vorhanden war. Also entschied ich mich für meine “Sprint-Heimstrecke”, welche nach Stans und zurück nach Luzern führt. Die vielen flachen und geraden Teile der Strecke sind sehr einladend, mal die Grenzen auszuloten. Also trat ich kräftig in die Pedale und profitierte nochmals vom Liegelenker. Auch nach 188 Kilometer waren Kilometerschnitte von über 35 km/h noch drin, was mich sehr freute. So sprintete ich die letzten 30 Kilometer noch runter und freute mich, als plötzlich 200 km auf dem Display standen. Während den letzten 4 Kilometer entspannte ich mich noch ein wenig und war dann froh, nach einer Totalzeit (inkl Pause) von gut 9,5 Stunden dann wieder zu Hause zu sein.
Als nächste grössere Tour steht Ende Monat Paris auf dem Programm und ich freue mich schon jetzt auf diese Herausforderung.