Nach einem grandiosen VIP-Frühstücksbuffet nur für mich hiess es Adjö Kassel und ab nach Hannover. Dass es sich jedoch um eine weitere Bergetappe handelt, hätte ich nicht gedacht.
Zuerst ging es ein ganzes Stücken der Fulda entlang abwärts. Schönes Ausrollen bereits am morgen. Optisch war es ähnlich dem Limmattal, welches ich häufig als Trainingsstrecke benutze. Doch nach etwa 10 Kilometer war der Spass vorbei: innerhalb weniger Kilometer ging es rund 200 Meter in die Höhe. Das war ziemlich giftig. Aber runterschalten und hochtrampen.
Anschliessend ging es weiter nach Northeim, wo die erste Pause angesagt war. Dort erfuhr ich, dass ich es innerhalb von 7 Tagen gleich ein zweites Mal in den ‘Blick’ geschafft habe. Dieses mal jedoch unfreiwillig. Es geht um ein Foto, welches ich letzten August gemacht habe und mit welchem ich mein gelerntes Wissen über Netzwerkeffekte, Viralität und so mal ausprobiert habe. Dies hat im letzten November, als ich dies gepusht habe, richtig heftig eingeschlagen. Anscheinend so heftig, dass dies immer noch ein Thema ist: hier gehts zum Blick-Arikel.
Mit dieser Motivation ging es weiter in die Richtung Hannover. In der Luft lagen viele Gerüche. Mal von einem Weizenfeld, mal von einer Erdbeeren-Plantage, mal von einer Kläranlage. Und überall hatte es Solaranlage und Windkraftwerke. Es ist sehr beeindruckend, ganz alleine zwischen einer solchen Windkraftplantage mit geschätzt 10-15 riesigen Windrädern durchzufahren – und kein Geräusch zu hören. Lautlos drehen sie ihre Runden und strahlen durch ihre Grösse technische Kompetenz und Zeitgeist aus. Einfach nur wunderbar. Schade, dass es nicht mehr von diesen Dingern bei uns in der Schweiz gibt.
Und plötzlich hatte ich Begleitung: eine Polizeieskorte. Fähnchen raus und anhalten. Ich wurde gefragt, ob ich mit den deutschen Verkehrsregeln vertraut sei. Dies war ich selbstverständlich, da ich mich ja im Vorfeld informiert habe. Mir wurde gesagt, dass ich mich auf einer Kraftfahrstrasse (Blau signalisiert) befinde. Da die Schilder (alles in gelb) in Sichtweite waren, fragte ich den Polizisten, an was ich es denn hätte erkenne können, dass die Bundesstrasse (= Hauptstrasse für die Schweizer) zu einer Kraftfahrstrasse (= Autostrasse) geworden sei. Es sei ja nicht angeschrieben (was faktisch auch stimmte). Die Antwort lautete: “Sehen Sie einen Radweg?” Anschliessend wurde ich gefragt, weshalb denn meine Adresse nicht auf der ID steht. Keine einfache Frage, um darauf eine ernsthafte Antwort zu geben. Auf die Frage nach dem Obligaten Licht wies ich ihn auf die bestehende 11-kg-Gesetzeslage hin, wonach Rennräder gesondert zu behandeln sind. Mit soviel Insight hat er höchstwahrscheinlich nicht gerechnet. Der Polizist meinte nur, dass wenn er in der Schweiz zu schnell fahre, werden ihm die Bussen zugeschickt. Ich sagte ihm, dass er mir die Busse gerne zuschicken darf, fragte ihn jedoch auch, ob er sich als Polizist nicht auch im Ausland an die bestehenden Gesetzte zu halten habe. Dies hat das Gespräch relativ aprupt beendet und ich wurde ohne Verwarnung “der Strasse verwiesen”. Ist noch schwierig, wenn links und rechts kilometerlange Maisfelder sind. Egal, nach einem kurzen pro-forma-Abstecher, fuhr ich bis zum nächsten Dorf (paar Kilometer) und passte meine Route halt ein wenig an. (Ich hab am Abend noch lange recherchiert und mir ist immer noch nicht klar, was ich denn da hätte falsch gemacht haben sollen. Vielleicht liegt es daran, dass gewisse Verkehrsschilder noch nicht aufgestellt waren, sondern noch bei einer Baustellengrube lagen, die ich zuvor passiert hatte. Dies kam mir aber erst nach dem Lesen des entsprechenden Wikipedia-Artikels wieder in den Sinn…)
So traf ich dann fröhlich und munter in Hannover ein. Ehrlich gesagt freue ich mich richtig darauf, am Wochenende mal einen Tag nicht zu fahren. Aber bis dahin, muss nochmals ein wenig in die Pedalen getreten werden. Übrigens: ich bekomme ab und zu Fragen zu allen möglichen Aspekten des Projekts. Stellt doch diese Fragen bei Facebook. Ich werde jeden Tag eine Frage rausholen und dann hier beantworten.
Tag 5: Kassel – Hannover