Schweden durchqueren? Check! Ein letztes Mal ging es durch traumhafte Wälder-Seen-Landschaften und entlang der Ostsee dem Nordkap entgegen.
Wie ihr ja wisst, mache ich diese Reise nicht (nur) zum Spass. Wie wichtig sauberes Trinkwasser ist, merke ich jeden Tag. Bei meinem enormen Verbrauch bin ich froh, überall einfach den Wasserhahn aufdrehen zu können und meine Trinkwasserflaschen zu füllen. Dieses kleine, aber sehr wichtige Privileg haben leider nicht alle. Dagegen möchte ich etwas tun. Mit der Tour soll für Viva con Agua Geld für das Bauen von Trinkwasserbrunnen in Entwicklungsländern gesammelt werden. Wenn du auch etwas spenden möchtest, klick doch aufs Wasserglas gleich rechts neben dem Blogpost. Jeder Betrag ist herzlich willkommen.
Gestern hatte ich meinen frei Tag am Freitag. So ging ich ein wenig am und im Meer spazieren und entspannte mich im Swimmingpool. Nach einer durchzogenen Nacht – einerseits wegen party-enden Nachbarn und andererseits weil die Nacht selber halt schampaar kurz ist, fühlte ich mich heute morgen wie der letztjährige Sommer: War was, aber richtig ist anders. So fühlten sich die Muskeln und vor allem auch der Rücken noch nicht so erholt an. Egal, Frühstücksbuffet plündern und ab aufs Rad.
Nachdem der Abstand zwischen den Dörfern einiges grösser wurde und die Wetterprognosen durchzogen waren, war mein Rucksack prall gefüllt. So ging es bei frischen Temperaturen aber strahlendem Sonnenschein entlang des Ufers der Ostsee zurück auf die ‘Autobahn’. Man merkte, dass es Wochenende war: mehr Radfahrer und weniger LKWs (17 um genau zu sein). Es setzte sich dies fort, was ich mir von Schweden bereits gewohnt war. Die Strasse führte mich durch malerische Landschaften, vorbei an Wäldern und gefühlten 1000 Gewässern. Wieder musste ich mich zurückhalten, überall anzuhalten und den Moment zu geniessen. Da es aber sicherlich nicht mein letzer Besuch in Schweden war, fiel mir das Durchfahren leichter.
In Lulea wurde kurz gestoppt und die Krafttanks wieder aufgefüllt. Obwohl ich mich das inzwischen gewohnt bin, erstaunt es mich doch wieder, dass es in jedem Restaurant oder Shop gratis wLan hat. Sollte man bei uns auch einführen, ist extrem praktisch. Weiter ging die Reise. Die Beine und langsam auch die Sehnen fühlen sich ein wenig ‘Second Hand’ an. Und kurz vor der Grenze folgte etwas, was ein Staatsanwalt etwa so vermerken würde:
Auf der E4 zwischen Kalix und Haparanda kam es am 3.8.2013 um 15:38 zu einem dramatischen Zwischenfall. So bretterte ein unachtsamer Radfahrer mit hoher Geschwindigkeit über für ein Rennrad ungeeignetes Terrain. Dabei wurde das Hinterrad, konkret der Schlauch, so sehr unter Belastung gestellt, dass es der Situation vollständig ausgeliefert war. Der Fahrzeuglenker gibt zwar zu Protokoll, dies bemerkt, aber bewusst ignoriert zu haben. So lautet die Anklage der Staatsanwaltschaft auf fahrlässige Körperverletzung mit Todesfolge.
Bei dem Platten bin ich vollständig selber schuld. Aber so schliesst sich der Kreis: einer kurz nach der Einreise, einer vor der Ausreise. Und ein paar dazwischen. Mit dem Radwechsel bin ich inzwischen so fix, dass ich es (ohne Hebel) inklusive Aufpumpen mit der Handpumpe in 11 Minuten schaffe. Ich hoffe, dass das ich diese Fähigkeit in Zukunft weniger brauche (obwohl der eine Pneu langsam ein wenig lädiert aussieht).
Und dann war sie da: die Grenze. Schweden, das Land von IKEA, Sabaton und gratis WiFi, die Heimat von endlosen Wäldern, englischsprechenden Blondinen und endloser Gastfreundlichkeit. Schweden ist durchquert. Fast ein wenig stolz überquerte ich die Grenze und gönnte mir als Nachtessen etwas, was ich in den nächsten Tagen noch das eine oder andere Mal zu Gesicht (und auf den Teller) bekommen werde: Rentier.
Tag 18: Piteå – Tornio