Der heutige Tag führte weiter ins Landesinnere von Finnland. Weiter in menschenleeres Gebiet, tiefer in die Natur – und ich wurde nicht enttäuscht.
Der Morgen fing mit technischen Problemen an: ich konnte die Versandetikette für mein Paket nicht ausdrucken. So ging es ein wenig später los, als geplant. Aber dann fuhr es fast von alleine. Ich habe gestern abend gründlich mein Fahrrad gereinigt und alles frisch geölt. So war ich fast ein wenig überrascht, wie lautlos, ich mich nordwärts bewegte. Hauptsächlich durch Wälder ging die heutige Etappe. Und ab und zu entlang vom Flussufer, welches ich ja hochfahre.
Der Charme von Finnland hat mich wieder fest im Griff. Auch wenn ich schon hunderte Kilometer in Schweden durch Wälder gefahren bin, finnische Wälder sind anders. Ich weiss nicht warum, doch fühle ich mich hier tiefer in der Natur, weiter fernab von Zivilisation – was faktisch natürlich nur bedingt stimmt. So genoss ich diese Freiheit und vor allem auch die Ruhe. Distanztechnisch habe ich nun die Tour de France in den Beinen, was sich langsam bemerkbar macht.
Eine Kollegin von mir hat heute Geburtstag (Häppi Börsdey Simi gäl 🙂 ). Deshalb wollte ich ihr einen kleinen Videogruss aufzeichnen. Dies war nicht ganz so einfach, da ich ja gleichzeitig noch velofahren musste. Und in einem Moment als ich es absolut nicht erwartet hätte, stand ein Rentier neben mir. Geschätzte 3 Meter neben der Strasse stand es da mit seinen pelzigen Hörnern und seinem unschuldigen Blick. Und dann zottelte es ganz gemütlich auf die Strasse und verschwand dann in den Wald. Während des ganzen Tages sah ich etwa 8 Rentiere.
Was ich in solchen Situationen immer wieder sehr bewundernswert finde, ist diese Art Vertrauen, die in der Luft liegt. Das Tier ist scheinbar in Griffnähe, doch es hat keine Angst. Durch die Nähe scheint es unglaublich verletzlich. Doch es beobachtet die Situation lediglich und läuft nicht davon. Es wäre, als würden beide einander vollkommen respektieren und schaffen so ein gesundes ‘Miteinander’. Ich bin nicht der Typ, der Bäume umarmt, doch finde ich, würde es gerade in unserer Gesellschaft einigen Menschen gut tun, sich in genau solche Situationen zu begeben, um zu erfahren, mit wie wenig eigenem Aufwand (Respekt) man sehr viel (Vertrauen) bewirken kann…
Und nach 142 km war ich dann auch schon im Hotel. Und auch hier habe ich mal wieder voll in die goldene Mitte getroffen. Direkt am Fluss, eine wunderschöne Blockhaus-Anlage. Ideal, um ein wenig Kräfte zu tanken. Diese brauche ich auch, denn morgen gehts knapp 200 km durch menschenleeres Gebiet.
Tag 20: Pello – Muonio