Abenteuerlustig, selbständig und ausserordentlich gut trainiert: Das ist das Anforderungsprofil für Teilnehmer des «Transcontinental». Es ist ein Nonstop-Velorennen quer durch Europa, bei dem die Athleten ganz auf sich allein gestellt sind.
Das Transcontinental ist kein Velorennen, wie wir es aus dem Fernsehen kennen. Denn gefahren wird weder auf vorher genau definierten Etappen, noch im Feld, und auch nicht begleitet von einem grossen Betreuer- und Medientross.
Beim Transcontinental sind nur Start, Ziel und vier Checkpoints dazwischen vorgegeben – ansonsten ist jeder Teilnehmer frei in seiner Routenwahl. Und auf sich alleine gestellt. Alles, was er benötigt, muss er selber mitführen oder unterwegs organisieren. Der Fahrer kann auch schlafen, wann, wo und wie lange er will.
So sind die Teilnehmer unterwegs
Die Zeit läuft immer weiter. Es gilt, stets die richtige Balance zu finden: Wann nützt es mir mehr, mich zu erholen? Bringt mir vielleicht schon ein Power-Nap etwas, bevor der nächste Pass ansteht? Auch die Routenwahl muss ständig entsprechend ausgewählt werden.
Von Belgien im Zick-Zack nach Griechenland
Die fünfte Ausgabe des Rennens – das für die allermeisten Teilnehmer primär ein Wettkampf gegen sich selber und nicht gegen die Konkurrenz ist – wurde am Freitagabend um 22 Uhr im belgischen Geraardsbergen gestartet. Dort, bei der steilen Muur, fahren im Frühling die Profis um den Sieg an der Flandern-Rundfahrt.
Beim Transcontinental stehen sie nicht am Start. Dafür Hobbyfahrer wie der Luzerner Simon Infanger. Er befindet sich am Mittwochnachmittag im Friaul, im Norden Italiens, und steuert derzeit den dritten Checkpoint in der Slowakei an.
Wie viele andere Teilnehmer meldet sich auch Infanger regelmässig auf sozialen Netzwerken, um Fans am Abenteuer teilnehmen zu lassen.
Um die 4000 Kilometer mit rund 50’000 Höhenmetern dürften die Teilnehmer zurücklegen bis ins Ziel, das in diesem Jahr die Meteora-Klöster in Griechenland bilden. Das sind viele, viele Kilometer, die bei jedem Wetter zurückgelegt werden müssen. Ob nun die Sonne brennt oder ob es wie aus Kübeln schüttet. Die Gefahr eines Unfalls sitzt wie immer, wenn man auf ein Velo steigt, im Nacken. Schon kurz nach dem Start verunfallte der Holländer Frank Simons tödlich.
Das Ziel ist das Ziel
Der Blick aufs Livetracking nach knapp fünf Tagen zeigt, dass das Transcontinental in erster Linie ein Rennen gegen sich selber ist. Das Spitzen-Quartett, welches nur 50 Kilometer auseinander liegt, nähert sich dem dritten Checkpoint in der Hohen Tatra, doch alle Fahrer haben ihren eigenen Weg gewählt.
Um die acht, neun Tage wird der Sieger wohl insgesamt benötigen. Für alle anderen gilt: Das Ziel ist das Ziel. Sie lassen sich ein wenig mehr Zeit, entsprechend finden wir auf ihren Instagram-, Facebook- und Twitter-Profilen auch solche Bilder und Einträge:
Wer des Englischen nicht mächtig ist, dem entgeht dieser Gag leider. Vielleicht hilft dir dieses Video:
Zurück zum Transcontinental. Auch diese Posts von Teilnehmern haben uns zum Schmunzeln gebracht – oder dazu, mit den Fahrern mitzuleiden.
After 1300k in 3 days I want to sit damn it! #tcr05#tcrno5cap75
Every town has three fricken hair salons but nowhere that sells food! #TCRNo5
£500 shoes and my feet ache like I’ve danced all night. Wish I’d worn my empires. #TCRno5 #tcrno5cap75
Remains of a pit stop. Hot day and a km climb coming. #tcrno5
Highlights from today: applying sanitary pads to arse in petrol station toilet. Eating yoghurt with a bit of cardboard in Aldi. #TCRno5