Das Project 5000 hat meine Fittness auf ein neues Niveau gehoben. So wollte ich mal sehen, wie fit ich so bin.
Am Morgen ging die Fahrt gegen Norden ins Solothurnische Fulenbach. Noch nicht einmal richtig angekommen, fuhren vor mir (ich im Auto) schon einige Athleten auf Zeitfahrrädern. Ich schaute auf den Tacho und er zeigte ein Tempo jenseits der 50er Marke. Die anfänglichen Hoffnungen waren verflogen, dass die Fittness, welche ich beim Project 5000 aufgebaut habe, mich hier in der Rangliste weit nach vorne bringt. Nach dem Parkieren fuhr ich einmal eine kleine Einwärmrunde. Schnell stellte ich fest, dass ich höchstwahrscheinlich der einzige in der Kategorie war, der mit einem klassischen Rennvelo und nicht mit einem Zeitfahrvelo starten wird. Kein Problem, denn so haben die anderen auch eine Chance 🙂
Als ich gerade noch so meine Kette am schmieren war, schaute ich auf die Uhr und schreckte auf: in 2 Minuten ist mein Start! Alles packen und ab an die Startlinie. Keine 10 Sekunden vergingen und ich bekam das Startsignal – “just in time” könnte man sagen. Doch bevor ich es richtig realisierte, dass das Rennen schon los ging, war mein Puls im Roten Bereich. Und ich war schnell: mit einem Durchschnittstempo von 47.7 km/h donnerte ich über die ersten Kilometer. Kurz bevor die ersten kurzzeitigen Übersäuerungserscheinungen auftraten, kam eine kurvenreiche Passage, bei welcher man die Beine kurz erholen konnte. Doch dann ging es wieder volles Karacho weiter. Weit vorne sah ich eine Radfahrerin, welche ebenfalls am Rennen teilnahm. Da hiess der Plan: Überholen und Abhängen. Nach gut 2 Kilometern war dies geschafft und die Strecke führte bergab ins Dorf. In einer engen Kurve war ich froh, dass die Strecke teilweiese abgesperrt war. Mit meinen gut 45 km/h kam ich auf die Gegenfahrbahn und fuhr beinahe in die Wiese raus. Da wusste ich, dass ich diese Stelle bei der nächsten Runde ein wenig langsamer anfahren muss.Von nun an ging es bergauf. Beissen, beissen, beissen. Das Tempo fiel unter die 35 km/h und ich ärgerte mich. Doch dafür blieb keine Zeit, Fulenbach kam näher. Um eine Kurve und dann wieder rein in die Pedalen. Die erste Runde war geschafft.
Ich zischte vorbei an den Zuschauern und es ging erneut bergab. Langsam merkte ich, dass es schwer war, konstant Leistung im Roten Bereich zu erbringen. Doch an einem Rennen wird nicht gemotzt, sondern alles aus dem Körper rausgepresst. Ich überholte ein paar Militär-Radfahrer und freute mich, dass ich mit besserem Material auf der Strecke war. Nach der Kurvenpassage sackte mein Tempo erneut ein wenig ab. Ich hatte Angst von hinten eingeholt zu werden, also liess ich mein Herz noch schneller schlagen. Es nahte die ominöse Kurve. Dieses mal bremste ich zuvor leicht ab. Und ohne Ausflug in die Wiese steuerte ich meine letzten Kilometer an. Es ging wieder bergauf. Die Muskeln waren übersäuert und das Tempo sackte ab. Ich versuchte zu kämpfen, doch war mein Körper auf Ausdauer und nicht auf Sprint trainiert. Jede Pedalumdrehung, jedes Einatmen wurde schwerer. Doch ich wusste, dass das Ziel immer näher kam. Bei der Ortseinfahrt Fulenbach mobilisierte ich meine allerletzten Kräfte. Obwohl der Körper rebellierte, ignorierte ich alle Schmerzen und schoss mit über 45 km/h über die Ziellinie – der Puls war bei 94% der maximalen Herzfrequenz. Ich liess es ausrollen und mir war schwindelig. Ein Lächeln zog sich über meine Lippen, denn das war ein wahrer Adrenalinrausch. So fuhr ich noch eine Runde, um die Muskeln abzukühlen. Von jetzt an war mir klar, dass Zeitfahrrennen einiges ehrlicher und brutaler waren, als Massenstart-Rennen.
Disziplin | Zeitfahren Einzel |
Distanz | 20 km |
Offizielle Zeit | 0:30:19,61 (39.57 km/h) |
Rang Kategorie / von | 8 / 14 (57/100) |
Rang Overall / von | 16 / 41 (39/100) |
Kategorie | Kategorie A 1983-1997 |